Von unserem Redaktionsmitglied Regina Munder
Nach dem Partnerschaftstreffen wurde es befürchtet, nun ist es Realität geworden: Dunabogdany, Leutenbachs ungarische Partnergemeinde, ist vom Donauhochwasser betroffen. Während sich Hochwassermeldungen zu Horrorbildern der Flutkatastrophe auswuchsen, sind 21 Leutenbacher spontan losgefahren, um zu helfen.
Ilse Harle, beim jüngsten Besuch Anfang August zur Ehrenbürgerin gekürt, hat die Hilferufe erhalten - nicht direkt von den ungarischen Freunden, sondern von Leutenbachern, die dort Urlaub machen. "In 20 Stunden hat die Donau ihren Höchststand erreicht", hieß es am Freitag. Ise Harle zögerte nicht und wandte sich in Abstimmung mit Hermann Schäfer, Fraktionschef der FWG und Stellvertreter des Bürgermeisters Jürgen Kiesl, an Dunabogdanys Bürgermeister Josef Schuszter. Dieser war glücklich und dankbar, hatte er sich selbst doch gar nicht getraut, die Hilfe der deutschen Freunde in weiter Entfernung anzufordern. Auf Leutenbacher Seite galt es Folgendes zu klären, berichtete Hermann Schäfer: "Unsere Leute sollten sich für Meißen bereithalten; der Kreisbrandmeister Reinhard Kowalzik willigte aber ein, dass Freiwillige nach Ungarn fahren." Dort sind Pumpen, Schläuche und Fahrzeuge Mangelware, mit denen der Schaden in der 3000-Seelen-Gemeinde so gering wie möglich gehalten werden soll. "Die Donau können wir nicht heben, aber hinterher beim Aufräumen helfen", sagt Hermann Schäfer. Gesamtkommandant Georg Spinner brach seinen Urlaub ab, sein Stellvertreter Gerd Falkenberg nahm Vorbereitungen in die Hand, das Unglaubliche wurde wahr: 20 freiwillige Feuerwehrleute nahmen spontan eine Woche Urlaub und starteten am Samstag nach Ungarn. Plus drei Leute, die als Leitungsteam fungieren: Gerd Falkenberg (Nellmersbach), Ralf Binder (Vize-Kommandant Leutenbach) und Ordnungsamtsleiter Bernhard Schwaderer. Er kennt sich vor Ort bestens aus und berichtet Ilse Harle regelmäßig vom neuesten Stand der Dinge. Die CDU-Gemeinderätin ist völlig begeistert vom raschen und selbstlosen Einsatz der Menschen: "Das ist gelebte Partnerschaft - wir fahren nicht nur hin zum Feiern, sondern auch, wenn Not am Mann ist." Nach 19 Stunden Fahrt kamen die Feuerwehrleute am Sonntag an und wurden dankbar empfangen: "Ihr seid in letzter Minute gekommen", hieß es. Wegen Einsturzgefahr mussten drei Häuser geräumt werden. Durch Rückstau drang Wasser in die Ortschaft ein. Donauaufwärts, in Visegrad, sind 200 ungarische Soldaten im Einsatz. Gestern war die Zufahrt nach Dunabogdany bereits nicht mehr möglich. Die Menschen fielen den Leutenbachern um den Hals, weil sie rasch gekommen waren und Schlimmeres verhindern konnten - auch dank wertvollem Know-How. Ein Damm brach am Montag, deswegen wurden Felder überflutet. An der Brücke vom Steinbruch herunter wurde ein Damm angelegt, um den Ort zu schützen. Über sieben Meter betrug der Donaupegel bei Dunabogdany. Das Dorf liegt nicht direkt am Fluss, sondern an einem Seitenarm, der von einer Insel abgespalten wird. Dieser Seitenarm ist normalerweise 200 Meter breit. In Budapest wurden sogar um die neun Meter Wasserstand gemessen. Gestern begann der Pegel in Dunabogdany nur langsam zu sinken, gegen Mittag waren es ungefähr 15 Zentimeter. Noch immer ist das Kanalnetz überlastet und muss mit Pumpen unterstützt werden. Derzeit hat das Dorf kein Telefon, keinen Strom, kein Trinkwasser. Die Leutenbacher Helfer arbeiten Rund um die Uhr in zwei Schichten und sind im Gasthaus Sonnenblume untergebracht, das selbst vom Hochwasser betroffen ist. Die deutschen Helfer rechnen damit, dass sie den Rest der Woche mit Aufräumarbeiten beschäftigt sind.
(Quelle: Winnender Zeitung) |